Copacabana – erster Kontakt mit Titicacasee
Von der Passage, die wir überquert haben ging es nochmal gescheit über Serpentinen in die Höhe bevor die kleine Küstenstadt Copacabana in Sicht kam. In einer Bucht sind viele kleine, bunte Häuschen versammelt und der „Strand“ vom Titicacasee ist gesäumt von Tretbooten in Schwanenform, kleinen Ausflugsbooten, Luftrollen, in denen man am See laufen kann (so wie Zorbing aber am Wasser) und anderen Wassersportgeräten. Viele Bänke laden zum Verweilen am Ufer vom höchsten See der Welt ein. Vor lauter activities erinnert es an Queenstown. Das ändern aber die Ess-Standln bzw wenig befestigte Restaurants/Kiosks die dahinter stehen und wo die neueste Spezialität ausgerufen wird. Die meisten kommen hierher um eine Bootstour zur Isla del Sol zu machen. Wir haben das auf Peru verschoben und haben stattdessen unseren kurzen Aufenthalt in der Stadt fast ohne Leute genossen. Wir sind die Seepromenade entlang spaziert, auf einen schönen Viewpoint hinaufgegangen (von wo ma die ganze Bucht und viel vom See schön sieht), uns in eins der halbbefestigten Restaurants getraut und lecker Kaffee in der Stadt getrunken. Am Weg haben wir ein total nettes Hostel gefunden, das von der Bauweise an Alice im Wunderland erinnert mit Schneckenhäuschen und Tipis – definitiv hängen wir beim nächsten Mal eine Nacht an! Nach einem sonnigen, gemütlichen Nachmittag gings mit dem Bus weiter und finally nach Peru, Puno und die andere Seite des Sees.
Willkommen in Peru
Peru hat uns überraschend unkompliziert begrüßt. Schon 15 min nach der bolivianischen Grenze sind wir innerhalb von kurzer Zeit, ohne Papier und ohne Koffer-auspacken, in unser nächstes Land eingereist. Ein paar Stunden später sind wir in Puno – auf der anderen Seite des Titicaca-Sees – angekommen. Neben der Seelage ist Puno auch das Folklore-Capital Peru‘s und wir haben den jährlichen Höhepunkt miterlebt: das Festival de la Candelaria. Am Ankunftsabend haben wir schon bemerkt, dass in der ganzen Stadt Trommeln und Tröten spielen, es herrschte Feststimmung. Vom langen Tag k.o. haben wir eine Tour für den nächsten Tag gebucht und sind ins Bett gefallen.
Schon die Abholung am nächsten Morgen hat sich aufgrund der vielen Straßensperren für den Festumzug schwierig gestaltet. Wir sind vorbeigefahren an unzähligen Standln, wo Make-up und Haare gemacht wurden – einige Mädels standen schon Schlange. Burschen mit glitzernden Kostümen und den typischen Schellen an den Stiefeln sind auf der Straße gegangen. Unser Interesse war geweckt und nach der Tour wollten wir ins Getümmel. Zuerst sind wir aber auf den See und zu den floating Islands – Uros – gefahren. Mit dem Boot aus dem Hafen von Puno raus, vorbei an viel Schilf, haben wir bald die ersten Inseln gesehen. So floating haben sie gar nicht ausgeschaut, eher sehr stabile und große Floße auf jeder Seite eines Kanals. Uns wurde erzählt, dass jede Insel einen eigenen Präsidenten hat, der die Familien, die darauf wohnen, vertritt. Außerdem gibt es community Inseln mit Fußballplatz, Health Center und Volksschule. Wir sind an einigen Inseln – dicht nebeneinander – vorbeigefahren und haben die typischen Boote bestaunt, die Welcome-Torbögen und Häuschen. Auf einer sind wir ausgestiegen, wurden singend von den Frauen begrüßt, und der Präsident hat uns gezeigt, wie man so eine Insel konstruiert (aus Blöcken von Erde-Wurzel-Gemisch des Schilfs), wie die Häuser gebaut werden (aus den langen Halmen des Schilfs) und die typischen Lebensmittel (Fisch, Vogeleier und Gräser). An den Rest kommen sie via Tauschhandel bzw kommt von Puno. Spannend war, dass der Boden der Insel mit Schilfgräsern bedeckt war, und dass alle 15 Tage eine neue Schicht drauf kommt – high maintenance, so eine Insel. Nach der Demo haben wir eine Runde mit dem typischen Boot – genannt Mercedes Benz – gedreht und uns dann noch ein bisschen die Häuser und selbstgemachten Souvenirs angeschaut. Lustig war der Einstieg aufs Boot – die Frauen der Insel haben „row, row, row the boat“ gesungen.. allerdings nicht wirklich auf Englisch, sondern halt Lautsprache :). Auf einer zweiten schwimmenden Insel – einer großen – gab es hot drinks zu kaufen für die Weiterfahrt.
Unser nächstes Ziel war die Insel Taquile. Von der Weite konnten wir schon die Inkaterassen sehen – hier wird viel angebaut! Ein steiler Spaziergang zum Peak der Insel (schnauf, schnauf… da waren wir dann auf knapp 3900 Höhenmeter) hat uns durch viele Felder zum Hauptplatz geführt. Dort haben wir den tollen Ausblick über den See genossen, eine lokale Fotoausstellung angeschaut und die Kirche besucht. Die ist ihnen offensichtlich zu klein geworden, vor dem Altar wurde die Mauer durchbrochen (man sieht noch, wo) und ein Seitenschiff dran gebaut. Taquile ist bekannt für die knitting men. Männer stricken dort die Souvenirs – vor allem Schals und Hauben. Leider haben wir nicht viele davon gesehen, aber einer hat brav im landestypischen Outfit an einer Mütze gestrickt. Nach dem Platz wurde uns ein typisch lokaler Lunch serviert – Forelle aus dem Titicacasee und Minztee. Uns wurde gezeigt, wie die locals weben, Shampoo selbst machen und Tänze tanzen. Auf der anderen Seite der Insel sind wir hinunter spaziert, haben Schafe und Kühe passiert und den Seeblick genossen. Nach einer kurzen Bootsfahrt waren wir wieder in Puno.
Dort war schon am Hafen der Bär los – Trompeten, Trommeln und hunderte verkleidete Menschen mit Kostümen in allen Farben. Der Bus ist mehr gestanden als gefahren, also sind wir zu Fuß weiter. In der Innenstadt wurde fast an jeder Ecke der Umzug gefeiert und wir mussten nicht lang gehen, um mitten im Geschehen zu sein. Wir haben viele Tanzgruppen gesehen – meist eine Mädelsgruppe mit kurzen Röcken und dann Burschen mit Hut und Schellen. Dass das ein christliches Fest ist merkt man nicht unbedingt gleich. In der ganzen Stadt haben wir Tänzer, Musiker und Kostümierte angetroffen – war wirklich eine tolle Atmosphäre. Neben den typischen Sights wie Kathedrale und Plaza de Armas haben wir Puno also etwas anders erlebt.
Als der Abend dunkler wurde, wurden auch die Paraden ausgelassener… leider dann auch die Menschenmengen mehr und in einer unaufmerksamen Sekunde war dann Christian‘s Handy weg. Ein kurzes Stolpern und ein geschickter Griff in die Jackentasche. Wir haben demnach auch die Punoer Polizei kennen gelernt – ein ganz netter Beamter, der uns etwas beruhigt hat mit „ihr seid heute die 11ten – Handys kommen bei solchen Ansammlungen immer weg“… nagut, ein kleiner Trost?! Report in der Tasche und ein paar Mails später mussten wir schon zu unserem Bus. Eine gemütliche Nacht später sollten wir in Cusco ankommen…
Lokaler Aufruhr
Wir haben es uns um 22:30 im Bus gemütlich gemacht und sind auch bald eingeschlafen – um 5:30 ist ja schon wieder planmäßige Ankunft in Cusco.
Naja.. gegen ca 3/4 in der Früh ist der Bus stehen geblieben. Wir haben uns nichts weiter dabei gedacht und weiter geschlafen. Gegen 5:15 Uhr hat sich’s im Bus mal geregt und via Lautsprecher kam eine schnelle, undeutliche Durchsage, dass die Straße blockiert ist und wir im Bus bleiben sollen. Kurz rausgeschaut, bissl Wasser gesehen, ok.. noch im Träumeland haben wir noch bissl weiter geschlafen. Als dann die Lichter angingen und die Leute unruhig wurden, haben wir auch mal aufgeschaut. Es wurde von 48 Stunden gesprochen, Strassensperren und mehr. Nach einer Zeit sind die ersten ausgestiegen und nach vorne auf der Straße gegangen – somit war das im-Bus-bleiben auch erledigt. Draußen waren schon viele Leute unterwegs – teilweise haben sie mit Gepäck den Fußmarsch angetreten (wir waren ca 70km von Cusco entfernt). Viele Touristen sind herumgestanden und haben versucht, Infos zu bekommen. Irgendwann hieß es dann: Streik. Um gegen die Privatisierung von Wasser zu demonstrieren, haben die Dörfer die Straßen blockiert und einen 48h Streik angemeldet. Sh**! Wir können also nix tun als warten. Nach dem Chaos mit stecken bleiben und Regenfällen und Unfällen auf der Straße haben wir mit sowas nicht gerechnet! Die Verzweiflung kam wieder hoch – da muss man doch was machen können. In der Zwischenzeit sind richtige Massen an uns vorbei, alle locals mit Gepäck – wohin gehen die alle? Hinweise kamen, dass es zum nächsten Dorf nur 40 min sind, und man von dort Busse nehmen kann. Andere haben gesagt, dass es für Touristen aber gefährlich ist. Gut, wir schauen uns das an. Ein Stück weiter vorne hat der Protest schon angefangen – ganz ruhig sind Menschen (wenige) auf der Straße gesessen und wir sind vorbei gegangen. Der Road-block war gefinkelt – viele große Steine sind verteilt auf der Straße gelegen, teilweise auch große Baumstämme; leicht zu machen und keine Chance, dass da Autos durch kommen. Zurück beim Bus waren wir entschlossen, zum nächsten Dorf zu gehen und das mit den Bussen zu versuchen. Allerdings hat dann ein Polizist (der endlich aufgetaucht ist) bestätigt, dass die Blockaden bis Cusco sind – keine Chance auf Transport. Es war erst 9 und wir sind nochmal verzweifelt. Gerüchte kamen auf, dass sie uns um 2 durchlassen und wir warten sollen. Wir haben und mit anderen Touristen (es waren nurmehr wir übrig, alle locals weg) angefreundet und getratscht, Infos geteilt und gewartet. Es war zermürbend, und im Bus hatte es 31 Grad. Gegen Mittags haben wir bei der Tankstelle im Dorf (da waren dann schon mehr Leute auf der Straße, trotzdem ruhig) Wasser, Kaffee und Brot geholt.. langsam gingen die Vorräte aus. Teilweise wurde an Touristen auch gar nix mehr verkauft. Wir haben versucht, im Bus Ruhe zu finden. Dann ging was weiter, die vorderen Autos sind vorgefahren.. Verhandlungen haben begonnen. Offensichtlich waren die locals pissed, es hieß sie wollen dir 48 Stunden durchhalten – wer fährt, wird mit Steinen beworfen. Wir hatten schon keine Hoffnung mehr (Polizei war spärlich unterwegs), plötzlich wurden gegen 3h Motoren gestartet. Ganz langsam aber doch sind wir losgefahren. Irgendwer (wir haben gehört dass die Mütter und Trucker Stunk gemacht haben.. und dass es eigentlich, auch bei angemeldeten Streiks illegal ist, eine nationale Route zu sperren) hat es geschafft, dass sie eine Spur räumen und wir durchfahren durften. Der Bus (was noch übrig war an Passagieren) hat gejubelt! Wir haben viele Steinhaufen passiert und auch einige böse Gesichter. Mit einer Polizeieskorte – die haben am Weg Steine weggeräumt – kamen wir ins nächste Dorf. Und dann Stop – eine weitere Blockade. Neiiin! Die Schlange war ewig lang und wir bekamen wieder nur die Info – warten, Ruhe bewahren. Das war langsam allen zu wenig und die Touristen sind in Scharren nach vorne gegangen, um sich selbst ein Bild zu machen. So auch wir (es hieß nach 1 Stunde dass wir wohl die Nacht hier bleiben und uns besser was zu Essen holen). Vorne mit einigen Polizeibeamten gesprochen – was denn los ist, wer vom Streik wusste, etc. Alle waren sehr hilfsbereit für Infos, haben aber sonst nichts getan. Diese Blockade waren 300 Menschen, die sich vor die Autos gestellt hatten. Die Polizei waren viel weniger, konnten also nix tun. Angeblich wurde nach einer special force aus Cusco geschickt und zumindest der Weg nach dem Dorf war frei. Na toll – uns ging wirklich die Menschenliebe aus! Dass uns jetzt nochmal 300 Maxeln festhalten :(. Außerdem war der Streik seit 20 Tagen bekannt – und wir haben trotzdem und ohne Infos das Busticket bekommen – grrr! Fast hatten wir uns abgefunden mit einer weiteren ungeplanten Nacht im Bus, da kam Bewegung rein. Langsam aber stetig sind die Busse durchgefahren (wir noch schnell reingesprungen von unserem Plausch mit dem Polizisten) und die Menschen waren auf der Seite. Wieder: Jubel! Sämtliche Pobacken blieben aber angespannt – wer sagt, dass das wirklich die letzte Blockade war. Irgendwann sind wir alle eingeschlafen und tatsächlich um 8h – 14 St später – in Cusco angekommen. YAY! Schnurstracks ins Hotel – ausgedehnte Dusche und ab ins Bett! Schade, dass wir einen Tag verloren haben aber es ging nichtmal mehr ein Pisco, so wenig Energie war übrig.
Ui Handy weg und dann der Streik. Das wird wohl der Teil der Reise sein, über den ihr noch am meisten erzählen werden könnt. aber gut, dass niemand handgreiflich geworden ist.