Rio de Janeiro hat wirklich alles zu bieten: Strand, Regenwald, historisches Zentrum, moderne Bezirke und tolle Sehenswürdigkeiten. Trotz Nicht-Karneval hat uns die Stadt wirklich gut gefallen… und wir haben uns auch ausreichend Zeit genommen, sie zu erkunden.
Unsere Basis war in Copacabana – wie viele Touristen wollten wir in die Nähe vom Meer. Die Gegend ist ein cooler Mix aus ewig langer und großer Strandpromenade – mit vielen Bars, Standln und Souvenir- bzw Caipirinha-Verkäufern – hohen Hoteltürmen und netten Hinter-Straßen voll mit Saftläden und hippen Bars, aus denen verschiedene Klänge den Abend erfüllen. Sonntags wird fast die ganze Promenade für Autos gesperrt und man sieht Skater, Radlfahrer und Jogger en masse. Der Strand ist wahnsinnig bevölkert, offensichtlich kommen alle City-ianer hierher. Wir haben lange Spaziergänge am Strand genossen, und uns mit einem lecker Caipi unters Volk gemischt. In den paar parallel Straßen Copacabanas, hinter den Hochhäusern fanden wir herrlich viele Lokale für jegliche Tages- und Abendsnacks: Bäckerein zum Niederknien, Saftbars mit leckeren exotischen Getränken, coole Abendlokale mit Live Musik, tanzenden Locals und kaltem Bier und echt gute Restaurants. Ganz klassisch haben wir einmal eine Churrascaria probiert – die typisch brasilianischen Grill-Restaurants wo es ein all-you-can-eat Festmahl gibt. Zunächst beeindruckt das Salat/Gemüse und Sushi-Buffet – aber Achtung, nicht zu viel davon aufladen. Das wirkliche Highlight ist das Fleisch. Mehrere Kellner kommen mit riesigen Spießen voller Genuss vorbei. Man hat Kärtchen mit einer grünen Seite – ich will noch mehr – und einer roten – danke, ich platze gleich. Ein paarmal mussten wir eine rote Pause einlegen zwischen den wirklich unheimlich guten und hochwertigen Fleischsorten. Man kostet sich durch Chorizo, Huhn, Lamm, Wild, kleinen Steak-stücken und großen Beiriedschnitten durch – himmlisch!
Auch der angrenzende Strand, Ipanema, hat etwas für sich. Wenn man vom einen zum anderen spaziert, kann man vom Copacabana Fort und auch vom Arpoador-Stein die Strände jeweils in voller Pracht sehen. Gerade am Anfang ist Ipanema noch um einiges ruhiger, hat zum Teil keine Häuser und eine relaxte Promenade. Nach und nach kommen auch hier die Bars und Verkaufsstände und die Menschen tummeln sich. Was die beiden quasi verbindet, sind die eindeutigen Bodenmuster – wirklich schön, egal ob man durchfährt oder schlendert. Schaut man von Ipanema weiter, sieht man auch eine der bekannteren Favelas, die schön in den Hang hineingebaut ist, und einen tollen Ausblick aufs Meer hat. Dahinter der nächste Strand, auf dem sich die Parasailer im Minutentakt herunter lassen.
In Ipanema magisch angezogen wurde Vicky vom Farmers Market. Um einen ganzen Park herum stehen einmal pro Woche Obst-, Gemüse-, Fisch-, und Fleischhändler und preisen ihre Waren an. Es hat sich ein klein wenig wie am Naschmarkt angefühlt. Hübsch angerichtete Früchte, dazwischen ein paar Blumenhändler und vereinzelte Fressstandln wo sich alle herum tummeln um eine frittierte Teigtasche zu ergattern. Für uns waren auch ein paar Dinge dabei, klarerweise Kokoswasser und kleine Bananen und Maracujas. Etwas neues wurde auch gekostet: Caju – der Apfel der Cashewnuss… naja, gibt es also doch eine Frucht, die uns nicht so zusagt ;).
Gemäß der Tradition haben wir das Zentrum wieder per walking tour erkundet – da sind wir einfach Fans geworden. Allerdings haben uns die 37 Grad und Sonne schon etwas in die Knie gezwungen. Start war bei der Candelaria Kirche, einer wirklich imposanten und großen Kirche im Zentrum Rios. Von dort bei einigen Museen vorbei sind wir zum Wasser geschlendert und haben uns am Weg die Olympische Fakel (Nachbau) angeschaut. Vorbei an einigen herrschaftlichen Häusern am Wasser ging es zum Fährenterminal und dem ehemaligen Wasserbrunnen. Rundherum mischen sich Glastürme mit schön erhaltenen Kolonialbauten. Und das ganze mit portugiesischem Einfluss, der alles etwas bunt macht. Durch solche bunten, engen Gassen ging es weiter zur nächsten Kirche. Die sieht man fast gar nicht weil sie mitten in dem engen Gassl-werk steht und von Tischen der Lokale umgeben ist. Außerdem ist sie sehr klein, und das macht sie wieder sehr charmant. Raus aus den kleinen, rein in die großen Straßen Rios. Gemeinsam mit vielen Menschen haben wir uns durch die Shoppingmeilen treiben lassen und in einem altehrwürdigen Kaffeehaus vorbeigeschaut – das könnte auch nach Wien passen. Danach ging es durch modernere Bezirke zu einem der umstrittenen Gebäude der Stadt: die Metropolitan Church. Sitzt umringt von Bürogebäuden… und man würde von außen nicht erkennen, dass es sich um eine Kirche handelt. Zur Architektur gibt es mehrere Theorien: der Designer war ein Spaceshuttle-Fan, es soll die Moderne widerspiegeln oder es gab kein Geld mehr von der Kirche. Egal warum, das Bauwerk erinnert an eine Pyramide und steht riesig als Betonklotz da. Von innen ist sie schon etwas netter, mit bunten großen Fenstern in jeder Himmelsrichtungen, sonst aber spärlich dekoriert. Was sie schafft ist Platz. Angeblich passen über 20.000 Menschen hinein.. na gut.
Von dem wunderlichen Bauwerk sind wir nach Lapa gegangen – dem hippen Nightlife Bezirk. Auch bei Tag sehr fein mit bunten Fassaden, tollen Wandbildern und vielen Schanigärten. Das Wahrzeichen Lapas sind die Arches, die sich schön weiß durch den Bezirk ziehen. Vormals als Aquädukt benutzt, läuft heute oben eine alte Straßenbahn quer drüber. In Lapa befinden sich auch die berühmten bunten Stiegen von Selaron. Der chilenische Künstler hat dort einen langen Stiegenaufgang über Jahre hinweg mit Fliesen aufgehübscht, und jetzt ist es eine Touristenattraktion schlechthin. Ganz bunt und mit Fliesen aus der ganzen Welt, dort kann man seine Heimatstadt auf Fliese suchen. Wir haben gleich mehrere von Österreich, Salzburg, Wien und der Sisi gefunden. Ein cooles Plätzchen!
Wieder zurück ins historische Zentrum ging es zum Cinelandia-Platz. Der heißt so weil dort früher die ganzen Kinos angesiedelt waren. Heute ist es ein recht imposanter Platz mit rundherum aufwändigen Gebäuden. Das Theater ist eine Kopie der Oper in Paris, mit viel Gold am Dach. Die Nationalbibliothek altehrwürdig, und das Regierungsgebäude mit seinen Säulen und Verzierungen recht europäisch und imperial.
Ganz anders sieht es dann bei der Waterfront von Rio aus. Schon von der Weite haben wir gesehen, dass das Museum of Tomorrow nichts von gestern ist. Die Architektur diesmal ganz anders, erstreckt sich das weiße Stahlgebilde übers Wasser und beeindruckt von mehreren Blickwinkeln. Und gleich daneben wieder ein herrschaftlicher Traditionspalast. Um die Stadt auch ein bisschen von Wasser aus zu sehen, haben wir die Fähre nach Niterói genommen und sind an einem Disney-ähnlichen Schloß vorbei gefahren – in Rio gibts halt alles! Auf der Rückfahrt konnten wir schön in der Ferne den Christo auf dem Berg sehen – unser erster Blickkontakt :).
Bald darauf sind wir ihm dann noch näher begegnet. Was nach einem verregneten Tag ausgesehen hat – in Rio sind die Wetterumschwünge recht üblich – ist dann noch sonnig, mit einigen mystischen Wolken am Corcovado-Berg geworden. Um den Christo in dieser Stimmung zu sehen sind wir am Vormittag hinauf auf den Berg gefahren. Nach der Busfahrt durch den dichten Wald besteigt man die Plattform, wo er steht… die ist eigentlich recht klein. Wenn man dann den Blick hebt und das erste Mal die Statue mit den ausgebreiteten Armen von der Nähe sieht, haut einen das schon um. Lange konnten wir den Blick nicht abwenden und egal aus welcher Perspektive, es ist ein erstaunliches Bauwerk. Mehrmals wurde er schon renoviert und erstrahlt in weißem Gewand, mit Blick nach unten und die Arme offen in einem „willkommen“. Die winzigen Fliesen, mit denen er verziert ist, sieht man mit freiem Auge fast gar nicht. Mit teilweise blauem Himmel, teilweise vorbeziehenden Wolken war es ein fantastischer Besuch diess Rio-Wahrzeichens.
Durch den sehr netten Bezirk Santa Teresa mit echt prächtigen Häusern, teilweise fast Burgen und künsterlisch gestalteten Wänden gelangt man dorthin. Uns hat nicht nur der dicht bewaldete Corcovado-Berg interessiert, sondern auch der restliche Tijuca Nationalpark, in dem er liegt. Der Nationalpark mit Regenwald liegt quasi mitten in Rio und ist ein wirkliches Erholungsgebiet mit seinen vielen Spazierwegen, Wasserfällen und Ausblickspunkten. Der „chinese Viewpoint“ bietet einen fast rundum Blick auf den Christo, der die Stadt bewacht. Zu seinen Füßen die Strände von Ipanema und Copacabana, die Stadt dazwischen und der Zuckerhut. Auch letzteren wollten wir uns von der Nähe anschauen – um auch die zweite Seite der Stadt gut sehen zu können. Pünktlich vor Sonnenuntergang sind wir die zweiteilige Gondelfahrt auf den Berg angetreten. Jeweils unter 5 Min fährt man mit der großen Gondel zuerst auf den kleineren, dann den hohen Berg. Von oben bietet sich wieder ein – diesmal wirklich 360Grad – toller Ausblick über ganz Rio. Schön ist es, die wechselnden Farben zu sehen beim Sonnenuntergang und schlussendlich auch die ganze Stadt in einem Lichtermeer. Flux geht es auch mit den Gondeln wieder hinunter – definitiv ein Besuch wert.
Wem der Begriff Favela etwas sagt, der weiß, dass diese „Randbezirke“ – oft auch mit Slums verglichen – zu Rio gehören wie Copacabana und der Samba. Wir wollten wissen, wie es dort wirklich zugeht und haben entschieden, uns eine der Favelas anzuschauen. Am besten geht das mit einem Einwohner und so haben wir einen Tourenanbieter aus der Rocinha kontaktiert und mit ihm den Nachmittag in der größten Favela Rios verbracht. Angeblich leben hier um die 300.000 Personen – eine Stadt in der Stadt. Leider haben diese Bezirke den Ruf, sehr gefährlich und abgehaust zu sein – wir wurden eines Besseren belehrt. Der Guide hat uns von der Metro abgeholt und uns den Nachmittag in seiner Heimatgemeinde herumgeführt. Wir sind durch die steilen Straßen und kleinen Alleyways gegangen, haben lokale Personen getroffen und kennen gelernt und uns in Snackläden und wirklich sehr günstigen Restaurants verköstigt. Rund um die bunten und aufeinander gebauten Häuser laufend, wurde uns vom täglichen Leben hier berichtet. Es gibt 3 Kliniken, Gas- und Wasserversorgung, Schulen und Kinderbetreuung und viele soziale Projekte, die die Favela unterstützen. Die Leute, die hier leben, arbeiten alle – teilweise drinnen, teilweise in Rio draußen. Sie können sich schlichtweg keine anderen Wohnungen leisten, die wenigsten sind aber obdachlos. Entgegen der allgemeinen Meinung, es sei so gefährlich gibt es in der Favela Regeln, die stehlen (v.a. von Touristen) und Gewalt verbieten. Ja, manchmal kommt es zu Zwischenfällen – dann aber zwischen Polizei und Drogenbossen. Wir waren wirklich beeindruckt, wie friedlich es zugeht und wie geregelt das Leben hier ist. Das große Problem, das es gibt, ist der Müll… aber der liegt auch in New York auf den Straßen herum. Schön, dass wir so ein augenöffnendes Erlebnis hatten und das Klischee der Favelas ablegen konnten.
Bei der Heimfahrt dann.. was hatten wir doch für ein Glück :). Bei der Fahrt mit der Rio-Metro (übrigens, sehr zu empfehlen, funktioniert wirklich super) haben wir gesehen, dass der Cirque du Soleil nach Rio kommt und sich mit unserem Besuch ein paar Tage überschneidet. Nachdem wir eh ein großes Event verpasst haben, wurde nicht lange überlegt und wir haben uns Tickets organisiert. In der großen Jeunesse-Arena (runtergekühlt auf gefühlte 18 Grad.. die Brasilianer lieben ihre AirCon) haben wir 2,5 Stunden der Show „Ovo“ genossen. Die performances wie immer spektakulär, wie man Körper auch verbiegen kann. Die Story wurde durch die echt coolen Kostüme im Insekten-look noch besser – ein gelungener Abend vor unserem letzten Tag in Rio.
Nach vielen Tagen in der großen Stadt wollten wir auch noch ein klein Wenig von der Umgebung sehen. Viele Empfehlungen gab es, wir haben uns dann für die Wasser/Strand-Variante entschieden – so viel davon haben wir ja zu hause eh nicht ;). Per Bus ging es 2,5 Stunden in den Westen bis nach Angra dos Reis – dort auf ein Boot und den ganzen Nachmittag um viele Inseln rundherum. Um die Ilha Grande (zu Deutsch: große Insel) liegen 365 kleine Inseln – eine für jeden Tag. Wir sind mit dem Boot zu ein paar gefahren und hatten immer wieder die Möglichkeit, ins Wasser zu hüpfen. In der ersten Lagune wurden wir an Fiji erinnert mit den süßen, neugierigen Zebrafischen, die um uns herumgeschwommen sind. Der zweite Strand war wunderbar zum relaxen und der dritte ganz winzig und mit kristallklarem, blauen Wasser. Herrlich, nochmal diese Blautöne zu sehen und ein idealer Tag, noch Farbe zu tanken.
Die tollen Strände und grünen Wälder außerhalb von Rio haben auf jeden Fall Lust auf noch mehr Brasilien gemacht… sicherlich gibt es da noch schöne Ort zu entdecken… ein nächstes Mal :).
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