Den Amazonas kann man auf verschiedene Arten bereisen, auch von unterschiedlichen Ländern aus. Wir haben uns diesmal entschieden, eine landbasierte Tour in den Brasilianischen Dschungel zu machen und von dort aus ein kleines Gebiet dieses Riesenareals zu erkunden. Startpunkt der Tour war die Stadt Manaus – eine kleine, nette Stadt mit viel Geschichte. Reich an allen möglichen Ressourcen hatte die Stadt sehr früh viel Geld durch Gold und Kautschuk – eine der ersten Städte überhaupt in Brasilien mit Elektrizität und Wassersystem wurde uns erzählt. Heute sind die primären Industrien Tourismus und Assembly. Aus der alten Zeit kann man noch die prunkvollen Bauten sehen, zB den Rio Negro Palace, ein prächtiges gelbes Haus mit sehr vielen Räumen, damals genutzt von nur 2 Personen und heute ein Museum. Mehrere dieser Paläste zieren die Stadt, die auch sonst sehr bunt und freundlich ist.
Vom Hafen und der angrenzenden Promenade sieht man nicht nur die farbenfrohen Häuschen auf der anderen Seite, sondern zahlreiche Schiffe und Boote. Mal sind es Shuttleboote von einem Ufer zum anderen, mal kleinere Schiffe mit Hängematten oder Kabinen (diese Art, den Amazonas zu bereisen sieht auch cool aus, wir hatten diesmal leider die Zeit dazu nicht) und die ganz großen Luxusdampfer.
Auch entlang des Ufers spielt es sich markt-technisch ab. In mehreren Riesenhallen werden Obst, Gemüse und sonstige Lebensmittel angeliefert und gleich auf die Schiffe verfrachtet – da gehts rund. Einen kleineren Markt, mit trotzdem 3 Hallen, haben wir besucht, und haben auch geshoppt. Und dort gab es – juhu – wieder mal eine süße kleine Marktmietze :). Es gibt Straßen in Manaus, die sieht man vor lauter Standln nicht mehr.. und immer wird irgendwo Musik gespielt. Mal sieht man dahinter dann eine Busstation oder auch eine Kirche.. verkauft wird überall.
Was Manaus auszeichnet, ist der Hauptplatz und das Amazonas-Theater. Natürlich haben wir dort auch einige Zeit verbracht. Das pinke Theater sieht man schon von der Weite, genau wie die schöne Mosaik-Kuppel oben drauf. Mit seinen prunkvollen Säulen und Architektur könnte es auch in Wien stehen ;). Den Hauptplatz davor ziert der gemusterte Mosaikboden mitsamt Statue in der Mitte. Rundherum gibt es Ess-Standln, Lokale und Bars. Neben wirklich gutem Acai haben wir dort auch interessante amazonische Fischgerichte probiert… naja, dann lieber doch danach noch ein Eis.
Von dieser zivilisierten Stadt mit erstem Blick auf den großen Fluss ging es aber noch viel weiter, in den Dschungel. Allein die Anreise ist abenteuerlich: zuerst mit Bus zum Passagierhafen, von dort mit Speedboot zur anderen Seite des Flusses, weiter mit einem alten VW-Bus auf Gatsch-Straße und dann nochmal mit einem kleinen Boot zur Lodge. Mit dem ersten Boot sind wir am Weg über das “Meeting of rivers” gefahren – der Teil wo sich Amazonas und Rio Negro treffen und einige Kilometer nebeneinander her fließen. Das spannende daran ist, dass man die Grenze richtig schön sieht und mitten im Fluss sinds dann plötzlich 2 Farben, die sich nicht mischen. Dieses nebeneinander her fließen funktioniert wegen der unterschiedlichen Temperaturen und Geschwindigkeiten. Ein seltenes Naturschauspiel!
Aus dem VW-Bus haben wir das typische Leben im Amazonasgebiet gesehen. Alle Häuser auf Stelzen wegen des unterschiedlichen Wasserniveaus der Jahreszeiten (und wegen der Viecher), die paar am Land mit gatschiger Einfahrt, die meisten am Wasser mit mehreren Booten rundherum. Hat ausgesehen, als hätte jedes Familienmitglied sein eigenes kleines Boot. Das sind auch nur ganz einfache Holzboote. Am Weg sind uns ein paar Leute entgehen gekommen, die ihren Bootsmotor getragen haben. Die Busfahrer haben uns aber trotz Rutsch Partie heil von einem zum anderen Ort gebracht… wir wurden schon aufs Schieben vorbereitet.
Von einem floating supermarkt ging es zum Schluss per Boot zu unserer Lodge. Schon am Weg hin konnten wir die üppige Pflanzenwelt bewundern, und ein paar Vögel haben uns auch gleich begrüßt. Die Lodge steht, ähnlich wie ein paar Häuser in der Nähe, allein auf einem großen Stück Land und hat einen feinen Ausblick auf den Fluss. Der Seitenarm, den wir somit besucht haben, war der Mamori. 4 Tage lang haben wir dort Dschungelhitze genossen, wurden gut bekocht, haben die Abende mit Sterneschauen verbracht und die Tage mit vielen Ausflügen.
Mehrmals in diesen Tagen sind wir mit unserem kleinen Holzboot hinausgefahren um uns die Gegend anzuschauen. Unser Guide war ein Wildlife-Genie. Der hat Dinge gesehen und erkannt, wir haben bis zum letzten Tag nicht glauben können, wie er das macht, geschweige denn selbst etwas zu spotten. Gleich am ersten Tag haben wir ein Faultier ganz oben in einem Baum gesehen. Und davon gabs auch mehrere. Mal sitzend und sehr gut getarnt in den Blättern, mal gut sichtbar in den Baumkronen. Ein Faultierweibchen hat sich – entweder wegen uns oder des Falkens, der am Nachbarast saß – langsam heruntergelassen und wir konnten sie richtig schön sehen :). So viele Vögel, dass wir nicht einmal mehr alle Arten wissen hat er uns gezeigt: Falken, Adler, Reier, spezielle Fasane und sogar Eisvögel. Kleine blitzschnelle “Gelb-bäuchlein”, grüne Papageien, weiße Gans-artige Wesen und sogar einen Kolibri haben wir gesehen… und noch viel mehr. Diese Kombination an Tieren hat uns hin und wieder glauben lassen, wir sind wieder in Costa Rica.
Immer ein Highlight, und diesmal schon am ersten Tag, waren die Delfine. Dort gibt es 2 Arten davon, die grauen, kleineren und die großen pinken. Uns haben immer wieder graue Delfine besucht und sind in der Ferne herumgeschwommen. An einer breiten Stelle waren dann wirklich viele und haben zu unserer großen Freude auch herumgetollt. Wir durften also sehen, wie sie gesprungen sind und geplantscht haben – was für ein Erlebnis. Die sind schon süß, mit ihren rosa Bäuchen :). Und sie heben sich wirklich schön vom Wasser ab mit der besonderen Farbe.
Eine Bootsfahrt war den Schlangen gewidmet. Neben der tollen Landschaft, die jedes Mal wieder beeindruckend war, haben wir bestimmte Bäume abgesucht um welche zu finden. Der Guide ist ein paar Mal ausgestiegen um welche an Land zu suchen. Wir haben einstweilen Echsen (genannt Jesus Lizzard weil er übers Wasser läuft – haha) beobachtet und uns vor den Moskitos geschützt. Kurz vor Ende der Ausfahrt dann doch – er hat eine gefunden. Ganz klein zusammen gerollt in einer dichten Baumkrone – niemals hätte die von uns jemand gefunden! Wir sind aber nicht wie angenommen unterm Baum geblieben um sie zu beobachten, nein. Unser Guide – ab dann unser Held – hat sich in die Lianen und Äste des Baums geworfen und mit seinem Shirt und bloßen Händen die Schlange herunter geholt. Wir waren baff! Die (kleine) Boa Constrictor hat sich dann um seine Hand, seinen Nacken geschlängelt und Fotos wurden gemacht. Manche haben sich getraut, sie zu nehmen… nix für uns. Aber allein so ein Tier von der Nähe zu sehen war schon beeindruckend. Nach ein paar Minuten wurde die Schlange wieder in den Baum gelegt und jeder ging seine Wege.
Eine andere Ausfahrt – diesmal bei Nacht – war um Caymans zu sehen. Allein durch den Fluss zu fahren ohne Licht war schon besonders, wir wurden begleitet von Grillen und lautem Froschquaken. In der Nacht kommen die Caymans zum jagen heraus auf die Schilfbänke und mit einem Trick hat unser Guide nach ein paar Anläufen auch einen kleinen davon gefangen. Der hat sich ganz ruhig anschauen lassen, und wir haben über das Verhalten dieser Tiere gelernt. Um die Mama nicht auf uns aufmerksam zu machen haben wir ihn auch nach ein paar Minuten wieder in sein Schilf gesetzt. Prompt ist er sitzen geblieben ;). Diesmal hat sich Vicky getraut, den kleinen zu halten und hat sich fast ein bisschen verguckt.
Einen Nachmittag haben wir unter Baumkronen im Sumpf verbracht und mal was ganz neues ausprobiert. Wir waren Piranhas fischen. Bewaffnet mit ganz einfachen Angelrouten inkl Haken und vielen Stücken Rindfleisch (Piranhas wollen nur das beste) waren wir zu 8t am Boot und haben unser Glück versucht. Ist gar nicht so einfach, genau dann anzuziehen, wenn man das knabbern spürt. Die sind recht gerissen, die Fische und so ist es nur manchen gelungen, welche herauszukriegen. Die wurden fürs nächste Essen auf die Seite gelegt. Sie sind zwar schön, weil manche rot schimmern und am Rücken glitzern, aber sobald man ihnen ins Gesicht schaut, will man sich nicht anlegen. Die Zähne sind zwar klein, aber viele davon in Reih und Glied und mit wirklich starken Kiefern. Wieder ein Grund, warum man im Amazonas nicht schwimmt.
Ahja.. das stand übrigens als nächstes am Programm, natürlich an einer anderen Stelle. Das halbe Boot ist reingehüpft, der Rest von uns hat sie im Sonnenuntergang fotografiert. Und der kann hier echt was, ganz tolle Spiegelungen im Wasser und ein hübscher roter Himmel haben uns auf der Heimfahrt erfreut. Und nach einem spektakulären Sunset gab es einen spektakulären Nachthimmel. Mehrmals sind wir alle draussen gelegen und haben Sternbilder gesucht. Die Milchstraße war wirklich gut zu sehen :).
Die meisten Bootsfahrten haben wir am offenen Fluss, teilweise durch Passagen in weitere Flussarme gemacht. Wir sind links und rechts die Bäume und Sträucher entlang gefahren und haben Tiere gesucht. Manchmal sind wir auf Bänken ausgestiegen, meist haben wir vom Wasser bewundert, wie dicht und hoch die Bäume sind und wie tief sie im Wasser stehen. Ein Ausflug ging dann in den Wald, so wie wir ihn uns vorgestellt hatten. Motor aus und stundenlang sind wir durch bzw an Bäumen vorbei im Wasser gepaddelt. Wie ein versunkener Wald, und teilweise auch verwunschen, so hat es ausgesehen mit den ganzen rosa Blüten, die heruntergefallen waren. In fast vollkommener Stille, durchbrochen vom ein oder anderen platschen, sind wir durch die Bäume und Schlingwurzeln geglitten. Ein Kroko-ähnliches Tier (nur mit Augen und Nase draussen) haben wir gesehen, einmal einen Lizzard neben uns platschen gehört und einen Woodpecker aus der Nähe beobachtet. Die sonst so meditative Fahrt wurde einmal durch sehr flinken Äffchen spannend. Die haben wir lange beobachtet, wie sie hoch oben von Baumkrone zu Baumkrone springen, oftmals sehr wagemutig. Toll, anzusehen aber zum fotografieren leider etwas zu schnell, die herzigen Squirrel-monkeys.
Nach einigen Runden an diesem magischen Ort – und wie man hier die Orientierung behält war uns ein Rätsel – ging es wieder zur Lodge, und zwar mit einem neuen Passagier an Board. Ein Frosch hat uns bis nach Hause begleitet – wie so oft, angelockt von Chris ;).
Natürlich durfte auch ein Hike im Dschungel nicht fehlen. Top ausgerüstet mit Mückenspray, imprägniertem Shirt und Kopf-Netz sind wir im feucht-heißen Wetter losgestapft. Der Hike war eine Mischung aus Survivalinfos und Wildlife-spotting. Nach unserem ersten Jesus-Lizzard des Tages haben wir gelernt, welche Pflanzen im Notfall Wasser spenden, welche man zur Prävention von Malaria nutzen kann und welche einfach gut riechen. Wir – also ein paar mutige aus der Gruppe – haben Nuss-Maden gekostet. Die weichen, weißen Dinger ernähren sich selbst nur von der Nuss und sind daher safe und nahrhaft… manche sagen auch wohlschmeckend.. naja. Frische Paranüsse gab es auch zu kosten – schon eher unser Geschmack – und wilden Ingwer zu sehen. Zuerst durch lose verteilte Bäume, dann durch sehr dichten Wald mit vielen Schlingpflanzen und Wurzeln sind wir gewandert. Wahnsinn, wie groß hier alle Pflanzen und Bäume sind. Durch die typischen Layers haben wir teilweise nicht einmal die Baumkronen gesehen. Vorbei ging es an riesigen Palmen, “walking trees”, die durch ihre Wurzelstruktur tatsächlich den Platz verändern können, und Acai-Palmen. Durch Lianen, schnell über Ameisenstraßen und neben Zikadenhügeln sind wir gelaufen.
Zweimal haben wir uns um ein Loch im Boden versammelt und dem Guide zugesehen, wie er mit einem Palmwedel etwas herauslocken wollte. Nur einmal kurz hat sich die Bewohnerin gezeigt – eine Vogelspinne. War uns aber eigentlich eh ganz recht. Viele Vögel gab es wieder zu sehen und zu hören. Auch einige schöne Schmetterlinge sind vorbei gekommen, manche davon wirklich groß. Und zu unserem Glück hatten wir auch eine Frosch-spotterin in der Gruppe und wir konnten mehrere verschiedene Frösche von der Nähe sehen.
Der letzte Ausflug hat uns in ein typisches Haus eines “Amazoniers” geführt. Sehr robust stand das Häuschen auf den Stelzen, im Hauptraum eine Hängematte und ein alter Fernseher. In der Küche/Waschküche/Esszimmer/Abstellkammer ist neben den üblichen Utensilien sogar eine alte Singer-Nähmaschine gestanden. Der ganze Stolz des Mannes war aber sein Garten. Dort gab es alles: Guaven, Acai, wilden Kakao, Bananen und viele andere Früchte, die wir auf Portugiesisch noch nie gehört hatten. Wir durften ein paar kosten und haben Acai-ähnliche Beeren mit zur Lodge bekommen – unser Fahrer hat sich easy-cheesy in die Palme gehängt und die herunter geholt. Unsere Aufgabe war dann, daraus Saft zu machen. Interessanterweise waren das weniger Beeren und mehr Nüsse. Auch der Saft wurde nicht violett wie die Schale, sondern milchkaffee-hell. Die “Beeren” wurden zuerst von den Stängeln gezupft, dann haben wir sie aussortiert und gewaschen. Nach einem Wasserbad zum aufweichen wurden sie mit einer Flasche zerdrückt und heraus kam die milchige Flüssigkeit, genannt Bacaba. Der erste Schluck war sehr gewöhnungsbedürftig. Mit viel Zucker wurde es aber sogar lecker – und quasi so reichhaltig wie ein Essen. Ein würdiger Abschluss der Tour!
Schön wieder so viel Interessantes zu lesen inkl. beeindruckender Dschungel-Fotos und dass es euch offensichtlich gut geht.
Hihi die eine dunkle Marktmietze sieht fast aus wie ein Gremlin – nach Mitternacht gefüttert… 😉
Weiterhin viel Spaß!
LG Gernot