Als vorletztes südamerikanisches Land haben wir uns Kolumbien ausgesucht – besser gesagt die Hauptstadt für ein paar Tage Stopover. Nachdem uns von mehreren Seiten empfohlen wurde, im sichereren Norden der Stadt zu wohnen ging es nach der Ankunft mit dem public bus nach einer langen Fahrt zu unserer Unterkunft. Die Gegend – moderner mit vielen Restaurants und Nachtclubs – haben wir uns gleich angeschaut und eine kleine Tour durch die großen Shoppingcenter gemacht. Zugegeben, nicht das, was wir von Bogota erwartet hatten (oder sehen wollten ;). Allerdings gab es auch hier Streetfood und einen Foodtruck-Market.. also mal ein guter Start.
Das historische Zentrum war eine gute Stunde weit weg und wir haben es mehrmals – wieder mit lokalem Bus – besucht. Die Busfahrten waren interessant.. vor allem in der Rushhour kommt man sich sehr nahe. Wir haben bald gelernt, antizyklisch zu fahren. Abgesehen vom Kuscheln hat aber Bogota ein super ausgebautes und angeschriebenes Netz an Bussen – und dank eigener Spur meist schneller als jedes Taxi.
Die Altstadt haben wir – wie schon so oft – per walking tour erkundet. Auf der Reise haben wir gemerkt, dass das wirklich ein sehr netter Start in Städte sein kann. Wieder einmal mit tollem Guide und einer großen Truppe sind wir losgestapft durch die Straßen von Bogota. Am Plaza Santander gab es die erste Einführung in die politische Geschichte Kolumbiens – die hatten/haben es auch nicht leicht! Am Plaza del Rosario wurden wir über die Emerald-Mafia aufgeklärt und sind ganz gemütlich neben den Typen im feinen Anzug gestanden. Weiter ging es über den Platz der 4 “powers” zu einer großen Haupt-Shopping Straße mit vielen netten Cafés, Lokalen und Straßenverkäufern. Wer sich fragt, was die 4 Mächte sind: Kirche, Politik, Journalismus und… McDonalds ;).
Auf unserem Weg gab es immer wieder schöne Graffitis zu sehen. In La Candelaria angekommen – definitiv ein Lieblingsplatz mit seinen verschnörkelten bunten Gassen – haben wir eine alte Tradition probiert und Chicha, vergorenes Maisgetränk getrunken. Vorbei am Hauptplatz sind wir die Gassen mit schönen Häuserfronten und wirklichen Kunstwerken links und rechts entlang spaziert. Bei der Haupt-Kirche des Stadtteils und dem großen Museums-Quartier (hier “Apfel” genannt) sind wir vorm Museum “with the fat people” stehen geblieben, den Bildern vom bekannten Maler Botero. Neben dem imposanten Theater haben wir das “bekannteste Fenster Bogota’s” besucht – wo Simon Bolivar seinen Gegnern entkommen ist.
Logischerweise ging es dann zum Plaza Bolivar, ein wirklich schöner und sehr großer Platz mit spannenden Gebäuden rundherum. Das sehr moderne Regierungsgebäude gegenüber alterwürdigen Säulen ist nicht für jeden Geschmack was. Hier haben wir auch einen Einblick in das furchtbare Wirken von Pablo Escobar bekommen, und dass sich Kolumbianer gar nicht freuen, wenn es das erste ist, was einem zu diesem Land einfällt. Verständlich! Eine beeindruckende Kathedrale ziert den Hauptplatz noch, und von ihr führt eine bekannte Fress-Straße mit lecker Lokalen weg. Die haben wir auf der nächsten Tour gleich wieder besucht.
Wir konnten es nicht lassen und haben gleich noch eine Food-tour drangehängt :). Die kolumbianische Küche hat wirklich gute Gerichte… und ein paar zum Kopfschütteln. Wirklich gut waren die Empanadas (wieder ein bisschen anders als in den Ländern davor), Obleas – mit verschiedenen süßen Cremen gefüllte Oblatten-Waffeln, Arepas und gegrilltes Fleisch und Pandebono – kleine Mais-Yuccabrote gefüllt mit Käse oder Guave. Klarerweise hat uns der Kaffee auch super geschmeckt – den haben wir auf ganz unkonventionelle Weise zubereitet und so endlich mal gesehen, wie das mit einem Sifon funktioniert. Was trotz ausprobieren nicht in unsere tägliche Routine eingebaut wird, war heiße Schokolade mit Käse. In Bogota wird traditionell der Käse (Gouda oder so) in kleinen Stücken in die heiße Schoki gebröselt und geschmolzen gelöffelt – für uns dann doch lieber getrennt. Natürlich durfte auch der lokale Schnapps, Aguardiente nicht fehlen. Den Abschluss haben wir selbst gemacht und uns mit einem Straßenverkäufer angefreundet. Es gab ein Körbchen voll Fleisch, Banane, Erdäpfel und Schwartl – alles in einem selbstgebauten “Fondue-Topf” frittiert und leider wirklich lecker. Wir haben uns ausgetauscht wie Fleisch bei uns zubereitet wird :).
Am zweiten Tag im Zentrum sind wir bei der Uni vorbei zum Montserrate-Hügel spaziert – ein Must-see in der Stadt. Mit einem süßen Funicular sind wir den größten Teil hinauf gefahren und dann oben eine Runde spaziert. Um zum Sanctuary zu gelangen, geht man den Kreuzweg entlang… sowas haben wir bisher auf der Reise (eh) noch nicht gemacht – und das nachm Aschermittwoch. Vom Platz vor der schlichten Kirche hat man einen Ausblick über fast ganz Bogota… ok, über das Zentrum sieht man, ist ja wieder so eine Riesenstadt. La Candelaria und das historische Areal kann man schön von oben betrachten. Normalerweise wohl auch noch mehr, bei uns sind allerdings Wolken aufgezogen und haben das “Dahinter” ins Nichts verschwinden lassen… hat auch was!
Ein weiteres Must-see in Bogota ist das Goldmuseum – das größte dieser Art. Also rein mit uns. Die Exponate sind wirklich beeindruckend. Man lernt nicht nur über die Gewinnung und Verarbeitung der Metalle, sondern sieht auch wie die unterschiedlichen Völker diese verwendet und geschmiedet haben. Faszinierend, was man daraus alles “zaubern” kann – noch dazu ohne den heutigen Maschinen und Techniken. Ganz zierliche Schmuckstücke und hauchdünne Platten sind neben Tontöpfen und kulturellen Kostümen ausgestellt. Auch das heilige Floß der El Dorado Legende ist zu sehen. Wer noch nicht dort war, jetzt den Satz überspringen: das ist ja süß klein!
Auch am Abend gab es noch ein wenig lokale Kultur für uns. Spontaner Weise hat sich ein Treffen mit einem Bekannten von Vicky aus Nicaragua ergeben. Schon zu Hause wurde uns von einem Bogota-ianer ein Lokal empfohlen, also sind wir zum Dinner ins Andres DC Steakhouse gegangen. Schon das Lokal selbst lässt den Mund offen stehen (und da waren wir noch nicht mal bei der ca 20-seitigen Karte). Auf 5 Stockwerken hat das Restaurant unterschiedlich dekorierte Tische und Bereiche, mehrere Tanzflächen und Bars – kunterbunt und schrill. Neben dem lecker Essen war vor allem unsere Begrüßung spannend: mit einer kleinen Liveband hat uns eine Kolumbianerin im traditionellen Gewand mit Konfetti beworfen und uns Krone und Schärpen mit “illustre visitante – lustiger Besucher” willkommen geheißen. Foto und Tanz durfte nicht fehlen… das ist mal ein Welcome :).
Wir wollten neben der Stadt auch ein bisschen was von Außerhalb sehen und sind am letzten Tag nach Guatavita und Zipaquirá gefahren. Im ersten Ort liegt die heilige Lagune, wo damals das echte Floß der El Dorado legende zu Opferritualen gefahren ist. Mit Honig und Goldstaub bekleidet ist der Häuptling/König ins Wasser gesprungen um der Mutter Erde/Pachamama ein Opfer zu bringen. Diese und weitere Geschichten wurden uns am Weg nach oben zur Lagune erzählt. Zuerst sind wir durch den dunklen, dichten Andino-Wald gegangen, weiter oben hat der sich gelichtet und wir hatten einen schönen Ausblick über die umliegende Landschaft. Die Lagune sieht aus als läge sie in einem Krater und angeblich gibt es darin bis heute Gold.
Nach einem wirklich guten, lokalen Mittagessen mit Seafood haben wir die Salzkathedrale in Zipaquirá besucht. Diese liegt 180m unterirdisch in einer Salzmine und ist wirklich beeindruckend! Den Eingang in die Mine zieren schöne farbige Bögen, eine Lichtinstallation, und viele Salzkristalle an den Wänden. Wieder mal den Kreuzweg entlang – diesmal allerdings ganz anders aufbereitet – geht man immer tiefer in den Berg hinein. Die Gänge sind dunkel, die toll gebauten Stationen mit unterschiedlichen Lichtern in Szene gesetzt, und man kann die schönen Muster im Salzstein erkennen. Die Stationen bestehen zum Großteil aus einem einzelnen großen Kreuz mit Gebetsbänken. Die Kreuze sind in unterschiedlichen Farben beleuchtet, mal im Stein gemeißelt, mal draußen vor riesigen Kammern. Der Hauptteil ist der große Raum der Kathedrale, mit Haupt- und Seitenschiffen, Bänken und großen Kronleuchtern. Hinterm Altar – es werden immer noch Messen gehalten – ist ein massives Kreuz aus Salzstein im Stein eingelassen und kunstvoll beleuchtet. Rundherum gibt es beleuchtete Säulen, eine lebensgroße Krippe und hübsch gemusterte Wände. Den Abschluss der Kathedrale macht ein langer Gang in der Mine mit Souvenirshops, einem kleinen 3DKino und einer Lichtshow… sehr nett, aber ein bisschen schräg nach der heiligen Atmosphäre im Dom. Der Weg zurück führt nochmal durch alles durch und wir konnten in Ruhe die Bilder bewundern. Aus unserer Sicht gehört die Salzkathedrale auf jeden Fall zu den Must-Sees dazu – noch nie gesehen!
Bevor es dann im langen Stau zurück in die Stadt und zum Flughafen ging haben wir einen kurzen Stop in der Altstadt von Zipaquirá eingelegt und den schönen Hauptplatz mit Kathedrale und Rathaus gesehen.
Knapp 2 Stunden vor unserem Flug nach Brasilien haben wir es dann doch geschafft. Schnell eingecheckt und die Sicherheitskontrollen hinter uns gebracht haben wir noch ein bisschen die letzten Pesos ausgegeben. Weil uns das “standby” am boarding pass doch etwas beschäftigt hat sind wir dann zum Gate – und dort der Schock: der Flug ist überbucht mit 14 Personen und es schaut schlecht aus…wir sollen mal Alternativen überlegen. Kein Problem, wir sind ja lösungsorientiert. Also 20 min mit einer Mitarbeiterin alle Routen gecheckt, sogar über Toronto wären wir geflogen. Das Problem, es war alles voll bzw. übervoll und keine Verbindung hätte uns vorm übernächsten Morgen nach Rio gebracht. Das war keine Option! Wir haben also Boarding abgewartet und gehofft, dass doch noch jemand seine Plätze aufgibt. Sie hatten eh schon lange ausgerufen ob jemand tauscht.. allerdings war das Angebot mit einem 90 USD-voucher nicht attraktiv. Langsam wurde der Flieger voll, es gab eine Person, die den Sitz aufgegeben hätte. Kurz nach Abflug haben wir es noch probiert und wären auch nach São Paulo geflogen.. keine Chance :(. Wir wurden letztendlich auf den Flug am nächsten Abend gebucht und würden somit den Karneval verpassen. Wir waren ja nicht alleine in der Situation und demnach gabs Stunk von allen Seiten. Wir haben beschlossen zuerst mal ins Hotel zu fahren und morgen alles andere zu klären. Also wieder einreisen und im Hotel nach einem späten Abendessen viele Mails rausschicken an Hotel, Ticketagentur etc. Ungläubig, dass wir wirklich den Karneval verpassen.
Den nächsten (und ungeplanten Tag in Kolumbien) haben wir im Service Center der Airline und im Hotel verbracht.. wenigstens konnten wir etwas Schlaf nachholen. So einen Luxus gabs in den steckengeblieben Bussen nicht lol. Die Mitarbeiter waren zwar hilfsbereit, allerdings wird unser Bitten auf Compensation von einer anderen Stelle geprüft, also konnten wir nur die Bestätigung abgeben und hoffen. Am Abend am Gate wurden wir nochmal gefragt, von anderen Mitarbeitern, ob wir nicht unsere Plätze aufgeben wollen weil sie überbucht sind… wir haben nur gelacht und schlussendlich den Flieger bestiegen.
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